„Das Handbuch für die gute Ehefrau“ – Echt jetzt?

Ein Foto auf Facebook zeigt einen Ausschnitt aus einem Artikel von 1955, der Frauen dazu anleitet, wie sie ihre Ehemänner nach einem langen Arbeitstag zuhause empfangen sollen. Betitelt ist er mit „Das Handbuch für die gute Ehefrau“. Hat es dieses Handbuch in den 1950ern tatsächlich gegeben oder ist es ein Fake?

Was ist das „Handbuch für die gute Ehefrau“?

Auf den ersten Blick wirkt das Foto des Artikels durchaus echt. Sichtbar ist nur ein Teil des Textes, insgesamt umfasst er zwei A4-Seiten. Als Quelle wird ein Magazin namens „Houskeeping (sic!) Monthly“ vom 13. Mai 1955 angeführt. Auf dem Papier sind die durchscheinenden Buchstaben der nächsten Seite zu erkennen, und die beigefügten Bilder wirken qualitativ so, wie man es vom Abdruck in Zeitungen kennt. 

Zumindest bei der Recherche nach der ursprünglichen Quelle stellt sich jedoch heraus: Sie ist fake. Denn der US-amerikanischen Faktencheck-Plattform snopes.com zufolge hat es das Magazin „Housekeeping Monthly“ nie gegeben. Bei dem vermeintlichen Artikel handelt es sich um einen ursprünglich in englischer Sprache verfassten Hoax. Der „Original-Fake“ enthält ein anderes Bild als die deutsche Version, welches ursprünglich vom Cover des „John Bull Magazine“ aus 1957 stammt. Das Bild ist also erst zwei Jahre später als das gefälschte angeführte Magazin entstanden. Außerdem werden als Bildquelle die „Advertising Archives“ angegeben – ein 1990, also erst 35 Jahre danach, gegründetes Archiv.

Zurück zur deutschsprachigen Version: Hierzu existiert ein eigener Wikipedia-Eintrag, der den Zusammenhang zum englischen Fake herstellt. Und auch hier gibt es einige Indizien dafür, dass es sich um eine Fälschung handeln könnte, wenngleich sie nicht so offensichtlich sind wie im Original. Auffallend unauthentisch ist beispielsweise der Tippfehler, der aus „Housekeeping“ ein „Houskeeping“ macht. Auch die Schreibung von „dass“ mit Doppel-s, die den ganzen Text durchzieht, kann nicht stimmen. Denn diese Schreibweise ist erst seit der Rechtschreibreform von 1996 üblich – in einem Text aus 1955 müsste es noch „daß“ heißen. 

Was wiederum dafür spricht, dass die deutsche Version tatsächlich so abgedruckt worden ist, sind die bereits erwähnten durchscheinenden Buchstaben der Folgeseite sowie die Qualität der Fotos. Trotz umfassender Recherchen konnte leider nicht ermittelt werden, ob und wo der Text publiziert worden ist. Denkbar ist allerdings auch, dass er privat abgetippt, ausgedruckt und fotografiert worden ist. Die auf dem Foto sichtbaren Knickstellen im Papier sprechen jedenfalls dagegen, dass es sich um ein Handbuch in Buchform handelt. Zudem sind – insbesondere auf dem Foto der Gesamtversion – graue Ränder erkennbar, die auf einen Scan bzw. eine Kopie hinweisen. Ein Scan würde auch die durchscheinenden Buchstaben erklären. Möglich wäre also eine Zeitung oder Zeitschrift, wahrscheinlicher handelt es sich aber um ein bedrucktes Blatt Papier einer Privatperson.

Woher kommt das Posting?

Ein weiteres Indiz dafür, dass das „Handbuch für die gute Ehefrau“ weder echt noch ernst gemeint ist, liefert die Herkunft des Posts. Das Bild wurde von einer Facebook-Seite namens „Die blaue Partei – Einhörner“ geteilt. Diese positioniert sich offen als satirische Plattform und verspottet auf parodistische Weise die AfD und deren Wahlpublikum. Das Foto, geteilt unter dem Hashtag „Früher war alles besser“, soll vermutlich darauf anspielen, dass AfD-Wähler ein fragwürdiges Rollenbild der Frau vertreten.

„Das Handbuch für die gute Ehefrau“: Schas oder Ka Schas?

Fazit des Faktenchecks: Der Inhalt und seine angegebene Herkunft sind nachweislich gefälscht. Es handelt sich um die Übersetzung eines englischsprachigen Hoax, die mit Sicherheit erst weit nach 1955 abgetippt worden ist. Ob der deutsche Text tatsächlich öffentlich erschienen ist, lässt sich nicht nachvollziehen, kann jedoch angezweifelt werden. Auch bei dem untersuchten Posting handelt es sich um Satire.

Beitragsbild: Katja Kaufmann