„E-Autos sind scheiße“

Der „Influencer“ Christoph Gärtner beschwert sich in einem Instagram-Video vom 03.02.2023 massiv darüber, dass E-Autos auf Dauer ineffizient seien. Er behauptet ganz plump, sie seien „scheiße“. Konkret bezieht er sich darauf, dass die Akkus von E-Autos bereits nach wenigen Jahren stark an Leistung verlieren und die Autos dann aufgrund der fest eingebauten/nicht austauschbaren Akkus nicht mehr leistungsfähig genug seien und somit quasi zu „Kernmüll“ würden. Außerdem sei das Aufladen der Elektroautos teuer und durch verschiedene Kartenanbieter extrem unpraktisch.

Doch hat Christoph Gärtner mit seinen Behauptungen recht oder erzählt er uns nur „Schas“? Wir haben es für euch gecheckt!

Wer ist Christoph Gärtner überhaupt?

Vor dem eigentlichen Faktencheck ist es wichtig, die Person hinter dem Instagram-Account unternehmer_christoph zu beleuchten. Christoph Gärtner bezeichnet sich auf seinem Instagram-Account als Geschäftsführer der Werbeagentur Pixelwerker. Laut der Website seines Unternehmens ist er vor allem auf Online-Marketing spezialisiert. Darüber hinaus veröffentlicht er auf seinem Instagram-Account regelmäßig Videos zu den Themen Finanzen, Unternehmen und Business. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags folgen ihm auf seinem Instagram-Account ca. 5.000 Abonnenten.

Die Recherche 

Die in einem Elektroauto eingebaute Batterie gilt als das Herzstück eines Elektroautos und hat eine Lebensdauer von ca. 8-10 Jahren. Wie man es aber von Telefonen oder anderen akkubetriebenen Kleingeräten kennt, verschlechtert sich die Batterieleistung der Geräte aber bereits nach wenigen Jahren. Dieses Argument nutzt auch Christoph Gärtner in Hinsicht auf den Batterieverschleiß von Elektroautos. Wichtig zu wissen ist aber, dass Elektroauto-Batterien im Gegensatz zu Batterien für Kleingeräte nicht auf Lithium-Ionen-Akkus basieren. Wie der ADAC in einem ausführlichen Bericht erklärt, haben die Akkus der E-Autos ein intelligentes Batteriemanagement, welches die Temperatur und Spannung in jeder Zelle der Batterie misst. Dadurch kann ein Leistungsverlust aufgrund von Hitze und Kälte minimiert werden. Dieses intelligente Batteriemanagement verhindert jedoch nicht, dass die Batterie nach jahrelanger Nutzung verschleißt. Auch Elektroauto-Batterien verlieren im Laufe der Jahre an Leistung. Damit die Käufer/Käuferinnen aber eine gewisse Rücksicherung hinsichtlich der Batterieleistung haben, bieten so gut wie alle Elektroauto-Hersteller eine Akku-Garantie an. Die Garantie ist von Modell zu Modell und von Marke zu Marke unterschiedlich, beträgt aber im Durchschnitt etwa acht Jahre oder 160.000 Kilometer. Fällt die Akku-Leistung eines E-Autos nun trotz normgerechter Nutzung in den ersten acht Jahren oder 160.000 Kilometern auf unter 70 Prozent, hat der Käufer/die Käuferin Anspruch auf eine Reparatur oder einen Tausch der Batterie. Ein Tausch der kompletten Batterie ist aber in den meisten Fällen gar nicht nötig. Viele Mängel können bereits durch die Reperatur von einzelnen Teilen behoben werden.

Um die Batterie des Elektroautos an öffentlichen Stationen zu laden, ist eine Ladekarte notwendig. Wie Gärtner in seinem Video erwähnt, gibt es hier eine Menge an unterschiedlichen Provider mit unterschiedlichen Tarifen und Zahlungsmodellen. Zwar bezieht er sich in seinem Video mit hoher Wahrscheinlichkeit auf deutsche Anbieter, aber auch in Österreich gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Providern. Aufgrund der unterschiedlichen Kartenanbieter ist es nicht möglich, das Elektroauto an jeder Ladestation aufzuladen. Um die Suche nach nutzbaren Ladestationen zu erleichtern, gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Apps. Diese Apps bieten die Möglichkeit, Filter z.B. nach KW-Kapazität und Kartenanbieter zu setzen. Die App zeigt dann nur Ladestationen in einem bestimmten Umkreis an, die für das eigene Automodell und den verwendeten Kartenanbieter in Frage kommen. Je nach Marke, Modell und Tarif des Kartenanbieters schwanken die Preise an öffentlichen Ladesäulen zwischen ungefähr 5  und 7 Euro pro 100 Kilometer. Ein Vergleich mit herkömmlichen Sprit-Autos ist durch verschiedene Marken und Modellen mit unterschiedlichem Verbrauch ziemlich schwer. Aber dennoch kann davon ausgegangen werden, dass die Sprit-Preise auf 100 Kilometer um einiges teurer sind als Strom, wie bei energielösung.de nachzulesen ist. Hinzukommt, dass Sprit-Preise oft schwanken und vor allem in Krisensituationen stark in die Höhe schießen können. Wer ein Elektroauto fährt, kann bei den Ladekosten zusätzlich sparen, wenn er/sie regelmäßig zu Hause mit eigenem Strom tankt. Dies erfordert zwar die Anschaffung einer Wallbox, spart aber langfristig gesehen viel Zeit und Geld.

Was ist dran an seinen Behauptungen?

Grundsätzlich hat Christoph Gärtner recht damit, dass die Batterien eines E-Autos nach einigen Jahren weniger an Leistung erbringen. Ein bemerkbarer Verschleiß tritt bei normgerechter Nutzung aber frühestens nach acht Jahren ein und kann demnach nicht mit Handy-Akkus verglichen werden. Auch der „Fakt“, dass marode Batterien nicht getauscht werden können, ist nicht korrekt. Zudem gibt es auch die Möglichkeit, nur einzelne Teile der Batterie zu reparieren. Demnach ist die Behauptung falsch, dass ein E-Auto bereits nach wenigen Jahren der Nutzung aufgrund kaputter fest verbauter Batterien auf dem Schrottplatz landen müsse. 

Auch mit dem Thema Ladekarten hat Christoph Gärtner grundsätzlich recht. Es stimmt, dass es eine Menge an Anbietern gibt und dies manchmal ziemlich unpraktisch werden kann, wenn man nicht an jeder Säule das eigene Auto laden kann. Im Alltag wird dies für die meisten Menschen jedoch weniger problematisch, da man sich, logisch betrachtet, eher für Kartenanbieter entscheiden wird, welche ihren Service im alltäglichen Umfeld der einzelnen Personen anbieten. Eher unpraktisch wird es bei Menschen, welche in kurzer Zeit viele Kilometer in unbekannten Gebieten zurücklegen. Durch Nutzung der oben erklärten Apps kann dieses Problem aber gut umgangen werden und hilft dabei, schnell eine passende Ladesäule zu finden. Dass das Laden von Elektroautos teuer ist, kann jedoch nicht bestätigt werden. Im Vergleich zu herkömmlichem Sprit tankt man mit Strom immer günstiger. Das Laden am Hausstrom mittels Wallbox reduziert die Tankkosten zusätzlich enorm.

Fazit 

E-Autos sind definitiv nicht „scheiße“. Die Anschaffung eines Elektroautos erfordert zwar viel Informationsbeschaffung und Planung, bietet aber langfristig viele Vorteile. Zum Beispiel kann durch Elektroautos einiges an Kosten und Zeit gespart werden. Nicht nur, dass Strom billiger als Sprit ist, sondern auch der Fakt, dass kein jährlicher Service und Wechsel von Flüssigkeiten notwendig ist, spricht für ein Elektroauto.

Die Entscheidung, ob ein E-Auto die richtige Wahl ist, ist dennoch sehr individuell. Es hängt von vielen Faktoren ab, ob ein Elektroauto die richtige Option ist. So kann ein E-Auto als Unternehmer/Unternehmerin, der/die täglich viele Kilometer mit dem Auto zurücklegt aufgrund der Ladesituation etwas unpraktisch sein. Für eine Person, die sich aber täglich im selben Umfeld aufhält, kann ein E-Auto aber eine gute Alternative zu herkömmlichen Sprit-Autos sein. 

Die Einschätzung zu den Aussagen von Christoph Gärtner sind der Recherche zufolge „teilschas“. Zwar hat er mit manchen Aussagen nicht unrecht, aber er bezieht sich sehr stark auf eigene Erfahrungen und Lebensumstände, welche nicht auf die Allgemeinheit anwendbar sind. Eine gründlichere Recherche vor der Veröffentlichung des Videos wäre von Vorteil gewesen um Fehlinformationen zu vermeiden. Dies hätte zudem seine eigene Kredibilität als seriösen Unternehmer gestärkt.

Bildnachweis Titelbild: 175 kW Ultra-E Projekt | BMW i3 by Jakob Härter, CC BY-SA 2.0